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Parallelwelten

Natürlich war es ein gutes Gefühl, als ich gestern mein Manuskript beenden konnte. Aber sofort meldete sich auch wieder das Alarmglöckchen, das mich eindringlich daran mahnte, dass es jetzt noch einen großen Effort braucht, um das Projekt endgültig zu beenden.

 

Tausendundfünfzig Seiten warten nun auf die finale Revision und Überarbeitung, und mein Ziel ist ganz klar, dass ich bis Ende dieses Jahres den allerletzten Punkt setzen kann.

 

Das heißt im Klartext: Stilistik überprüfen, Passagen ändern, streichen oder ergänzen und die Augen offen halten nach Bezugsfehlern, die sich in meine Arbeit ganz gewiss eingeschlichen haben - schließlich erzählt der Roman eine Zeitspanne von siebzig Jahren, und da gilt es beim genauen Durchlesen einen klaren Kopf zu behalten und ganz in die Parallelwelt einzutauchen, die in den letzten Jahren mein ständiger Begleiter geworden ist.

 

Es geht bei den Bezügen beispielsweise um so simple Fragen wie: Raucht die Figur XY? Duzen sich die beiden Personen? Welche Haar- oder Augenfarbe hat diese Frau? Wie nahe stehen sich A und B, die sich dreißig lang nicht mehr gesehen haben, schon wieder? Und so weiter und so fort...

 

Eine große Hilfe, um die Übersicht über das dichte Beziehungsgeflecht meiner zahlreichen Figuren zu behalten, ist das großformatige Flipchart-Plakat, das über meinem Schreibtisch thront und auf das ich immer wieder von Zeit zu Zeit einen Blick werfe und gegebenenfalls Ergänzungen anbringe. (Und es sind übrigens lange nicht alle Personen darauf enthalten)

 

Dieses Beziehungsschemas ist mir eine große Erleichterung, wenn es darum geht, mich in meiner Parallelwelt zurecht zu finden. Die zweite große Hilfe ist ein sogenanntes Treatment, in dem sämtliche Kapitel kurz zusammengefasst sind und das mir den Ablauf des Romans ständig vor Augen führt, da die Geschichte nicht chronologisch erzählt wird und teilweise enorme Zeitsprünge macht - das wird wohl auch für den Leser eine Herausforderung sein, macht die Lektüre aber auch enorm spannend!

 

Mit diesen beiden Hilfsmitteln nehme ich nun die letzte Überarbeitung des Textes in Angriff - hochmotiviert, aber auch im Wissen, dass noch eine Menge Arbeit auf mich wartet, bis ich endlich zum Jubelschrei ansetzen kann...

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